(Selbst)Führung Arbeitsorganisation Teams

Onboarden – trotz Corona

Mein Büro ist in Zürich. Normalerweise pendle ich von Konstanz aus, bin aber zur Zeit im Home Office. Seit Beginn des Jahres bin ich ‚frisch‘ in einer Führungsposition innerhalb eines für mich komplett neuen Teams und ich habe im März/April zwei neue Mitarbeiter bekommen. Der eine ist kurz vor dem Lockdown aus England nach Zürich gezogen, ich habe ihn einmal gesehen. Der andere möchte umziehen, kommt aber derzeit aus Paris nicht raus, persönlich getroffen habe ich ihn nie.

Gemeinsam müssen wir im Sommer einen wichtigen Produktlaunch und eine größere Umstrukturierung wuppen. Das könnte mir schlaflose Nächte bereiten – aber da ich gerade bei Monica einen MBSR Kurs gemacht habe, gehe ich das Ganze sehr achtsam an und frage mich regelmäßig: was will diese Situation jetzt von mir?

Die richtigen Führungsmethoden zur richtigen Zeit

Die IT-Struktur der Firma ist zum Glück gut aufgestellt; für alle im Team ist das Arbeiten im Home Office gut möglich. Es ist leicht, über virtuelle Meetings und Chat Tools vernetzt zu bleiben. Trotzdem: wir müssen uns völlig neu strukturieren und ja auch erst mal kennenlernen.

Let’s go agile

In einer früheren Firma habe ich agile Führungstools erlernt, die kommen mir jetzt gerade recht. Trello dürfen wir leider nicht benutzen, aber unser Microsoft Package enthält einen „Planner“, der ähnlich funktioniert wie Trello. Damit erstellen wir ein agiles online-Taskboard und besprechen jeden Morgen in einem „Daily“ per Webex mit Kamera (ganz wichtig!) welche Tasks jeder von uns gestern erledigt hat und was für heute auf dem Plan steht.

Ein Daily ist eigentlich in der agilen Welt sehr kurz und es wird nicht groß diskutiert. Aber in der derzeitigen Situation nehmen wir uns täglich 30-45 Minuten. Das gibt uns Zeit, jeden Tag kurz auszutauschen wie es uns geht, auch mal was zu diskutieren und uns über neue Vorschläge abzustimmen. Was den Daily-Rahmen sprengt, wird auf ein separates Meeting verlegt.

Zürich, Paris, Konstanz – die Stimmung ist gut

Wenn wir uns morgens um 10 Uhr hören und sehen, ist die Stimmung meist gut. Eigentlich finden wir es ganz cool, unser morgentliches Treffen zwischen Zürich, Paris und Konstanz, auf Englisch mit britischem, französischem und deutschem Akzent. Jeder kommt zu Wort, wir bringen alle verschiedene Kompetenzen und Ideen ein und schaffen es auch online sehr gut, die anstehenden Aufgaben nach unseren jeweiligen Stärken unter uns aufzuteilen.

Mein Learning für die Zeit nach Corona: Das agile Taskboard und die Dailys sind eine super Sache, die wir garantiert hinterher beibehalten werden. Ohne Corona wäre ich vielleicht nicht auf die Idee gekommen, das einzuführen. Und ich habe gemerkt, dass für’s Kennenlernen und für ein gutes Onboarding gar nicht so sehr die räumliche Nähe wichtig ist, sondern ein sehr häufiger Austausch. Täglich 30-45 Minuten mit neuen Mitarbeitern sind offensichtlich sehr gut investierte Zeit.

Dieser Beitrag stammt von meiner Gastautorin Dr. Patricia Smerdka, Führungskraft in einem internationalen Grosskonzern und begeisterte Stand Up Paddlerin.

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